Die Kapelle St. Hedwig

Die Kapelle wurde um das Jahr 1460 von der Schneider-zunft gestiftet. Ursprunglich besalś sie einen unteren und einen oberen Teil. Das gotische Gewolbe stiitzt sich auf einem Pfeiler. Fur eine bessere Beleuchtung des Inneren sorgt das Clerestorium (Lichtgaden). Um das Jahr 1671 wurde die Empore der Kapelle abgetragen.

Der Altar wurde gegen das Ende des 17. Jhs. errichtet und ist den heiligen Witwen (S.S. Viduarum) gewidmet. In der Mitte des Altars befindet sich ein Bild, das die Witwen darstellt: Hedwig, Helena, Margarethe von Schweden, Franziska von Rom, Elisa-beth. Es ist ein Werk von Franz Heigel (?) (+1737) aus Schweid-nitz. In der zweiten Etage des Altars ist ein Bild mit der „Vision der hi. Hedwig“ und in der Bekronung „Maria Magdalena“ zu sehen. Die Frauenfiguren aus dem oberen Teil des Altars werden Weber zugeschrieben.

In der Kapelle befindet sich ein wertvolles Renaissance-Epitaph von Andreas Nauck und seiner Gemahlin im nieder-landischen Stil. Der Stadtrat Andreas Nauck starb 1567, seine Ehefrau Ludmilla von Pforterin 1584. Der Bilderrahmen ist mit einem schwarzen Ornament mit Arabeskenmotiv, Karyatiden, Ohren und Zierbeschlag geschmiiekt.

In der mit Zierbeschlag dekorierten Bekronung ist das Zitat aus dem 1. Buch Mose 47,9 zu lesen: Jakob sprach zum Pharao: „Genesis am 47 Cap./ Jacob sprach zu Pharao Die Zeit meiner Wal/fart ist hundert und dreilśig jar wenig und botlś/ ist die zeit meiner walfart und langet mit an/ die Zeit meiner Vatter im / Ihrer Walffarth“.
Im mittleren Feld des Epitaphs befindet sich das Bild „Joseph stellt Pharao seinen Vater Jakob und seine Briider vor“. Ein wichtiges Element der Bildkomposition ist die per-spektivische Architekturdarstellung, die in der schlesischen Malerei seit der Halfte des 16. Jhs. zu treffen ist, inspiriert von den Traktaten u.a. von Hans Vedemann de Vries (1527-1604). Auffallend sind hier die an die Kunst der Antike ankniipfende Themenbehandlung, die Perspektive des Bildes sowie die helle Farbgebung.

Die ornamentale Einheitlichkeit dieser Epoche resultierte aus der Tatsache, dass grafische Formschablonen (Karyatiden, Festone, Bandę, Putten, Lowenkopfe, Masken, Arabeskendeko-rationen) allgemein verwendet wurden.

Im unteren Teil des Epitaphs befindet sich ein Medaillon mit einem knieenden Ehepaar beim Gebet mit der Inschrift: „Im lar 1567 den 18 tag Febr. Ist inn/Gott seliglich entschlaf-fender Erbare Wol=/ weiseherr Andreas Nauck des Raths all/ hie Damach im lar 1584 den 23 tag May/ ist die Erbare Tugentsamme fraw Ludimil=/la geborne Pfortnerin sein ehliche Hausfraw/ Dehnen und Vindallein Gott eine fróliche / aufferstehung am Jungsten tage uor (…) leihe“. Unter der Inschrift ist das Wap-pen der Familie Nauck zu sehen.

Das Epitaph wird einem hervorragenden niederlandi-schen Maler zugeschrieben, der in Breslau tatig war. Fendt (urn 1520/1530 – 1576), Maler und Zeichner, lernte in einem Atelier in Liege, in dem auch Frans Floris ausgebildet wurde. In Breslau arbeitete er seit 1565, seit 1571 war er Vorsteher der Malerzunft.

In der Gruft wurden Jesuiten bestattet, die in Schweidnitz starben, unter ihnen auch Johann Riedel.