Die Kapelle der Mutter Gottes von Schweidnitz (die Marmorkapelle)

Die Kapelle wurde 1459 von der Metzgerzunft gestiftet.

Das mittelalterliche Gemalde der Mutter Gottes von Schweidnitz, genannt Domina in Sole, wurde in der Kapelle 1686 von den Jesuiten untergebracht. Der Umbau der Kapelle erfolgte im 18. Jh. auf Initiative der Jesuiten. Es wurde – im Zu-sammenhang mit dem Verlagern des wundersamen Bildes – eine neue Innenausstattung gestiftet.

Die Einrichtung wurde nach italienischen Vorbildern (der Traktat des Jesuiten A. Pozzo SJ (1642-1709) angefertigt. Die friihesten Einfliisse der Kunst von Pozzo in Schlesien ent-decken wir in der Inneneinrichtung der Kirche der Jesuiten in Schweidnitz.

Die Figur der Mutter Gottes umgibt goldene, strahlen-de Gloria, daher der Name des Bildes: Madonna in Sole. Im 17. Jh. stiftete die Grafin von Sintzendorf geb. Kinsky, die Witwe des Landeshauptmanns des Fiirstentums Schweidnitz und Jauer, das silberne Kleid mit Edelsteinen.

Auf den beiden Seiten des Altars stehen die Figuren der Eltern von Maria, der hi. Anna und des hi. Joachim.

In der Kapelle stehen die Skulpturen der hi. Agnes und des hi. Ignatius von Antiochien, ein Werk des Breslauer Bild-hauers Johann Albrecht Siegwitz aus den Jahren 1726-1727.

Die Stuck- und Ornament-Dekorationen in der Kapelle wurden von Johann Schatzel angefertigt, die Bemalung der Be-standteile der Einrichtung und Marmorierungen stammen von Johann Kessler, das Tabernakel von Johann Schweibs.

Die Wandmalereien in der Kapelle fertigte 1729 der beruhm-te Prager Maler Johann Hiebel (1679-1755) an. Das Gemalde gegenuber dem Altar stellt Jesus Immanuel mit dem Kreuz dar, der auf dem waagerechten Strich des Buchstaben „H“ in der Abkiirzung „IHS“ steht. Im unteren Teil des Altars befindet sich die Inschrift „In sole posuit tabernakulum suum“ (Er hat der Sonne eine Hiitte an ihnen gemacht Ps 19,5). Die Komposition lehnt sich an die Grafik von H. Vierix an, die fur den Ordensge-neral der Jesuiten K. Aquviv (+1615) angefertigt wurde.

Vor dem Hintergrund des Himmels bemerkt man den schle-sischen Adler mit der Inschrift „Virgo gloriosa Benedicta“ (o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau). In den Ecken des Ge-wolbes befinden sich Embleme: Phónix mit der Inschrift IN TE MORIMUR – ein Symbol des Erlosers, der am Kreuz starb und wiederauferstand; die Arche Noahs mit der Inschrift IN CERTA SALUS – ein Symbol der Rettung durch Gott; Maria ist die Hoffnung und Vermittlerin der Gnaden Jesu, die Hoffnung auf ewi-ges Leben; Pelikan, der seine Jungen fiittert, mit der Inschrift NEC TE SINE VIVIMUSI – ein Symbol Jesu, der die Gliiubigen mit eigenem Blut ernahrt.

Am 8. Mai 2000 errichtete Kardinal Henryk Gulbinowicz, der Metropolit von Breslau, das Sanktuarium der Mutter Got-tes von Schweidnitz in der Kirche St. Stanislaus und Wenzel in Schweidnitz. Das gnadenbringende gotische Bild in der Kapelle wird gekront werden und aus diesem Anlass 2017 ein neues silbernes Kleid mit Edelsteinen (Jaspis, Edelkoralle, Stein aus der Grotte San Michele, Mondmeteorit, Bernstein) erhalten, das nach eigenem Entwurf Mariusz Drapikowski, ein Goldschmied aus Danzig, angefertigt hat. Laut einem Beschluss des Bischofs Ignacy Dec wird der Kult der Mutter Gottes von Schweidnitz in der ganzen Diozese Schweidnitz getrieben.