Die Kapelle der Marienbruderschaft (Der Bürgerchor)

Der Biirgerchor wurde um das Jahr 1462 fik die Marien-bruderschaft, die bei der Pfarrgemeinde Schweidnitz aktiv war, erbaut. Die Kapelle befindet sich iiber der alten Sakristei, besitzt ein Sterngewólbe mit profilierten Gurtbógen. Die Poly-chromie am Gewołbe wurde von Josef Langer (1865-1918) um das Jahr 1907 angefertigt. Die Steinmetzdekorationen in der Kapelle stammen vom Steinmefz Kaspar Salomon und Meister Niklas.

Der reprasentative Eingang wurde um das Jahr 1462 ge-staltet. Die durchbrochene Balustradę aus Sandstein trennt die Kapelle vom Siidschiff und stiitzt sich auf fiinf Pfeilern mir Ar-kaden, unter denen zwei separate Treppenlaufe links und rechts verlaufen. Auf den aulśeren Seiten der Balustradę stehen goti-sche Figuren der Kirchenpatronen hi. Stanislaus und Wenzel.

In den Arkadenbógen der Kapelle befinden sich gotische Reliefs mit den Szenen der Maria Verkiindigung und Veraicon (das 15. Jh.) sowie gotische Wandgemalde „Die hi. Anna Selbst-dritt“ und „Maria Amabilis“.

Das wertvollste Kunstwerk in der Kapellc bildet das Pentapty-chon – der Schrankaltar mit der Szene der Entschlafung Mariens aus dem Jahr 1492. Es ist der einzige erhalten gebliebene gotische Altar aus der urspriinglichen Ausstattung des Gotteshauses.

Im mittleren Teil des Altars ist ein Relief mit der Szene der Entschlafung Mariens vor einem goldfarbigen Hintergrund zu sehen, in der Bekronung ein durchbrochenes Baldachin. Die Gottesmutter ist von den Aposteln umgeben.

„Ais die heiligste Jungfrau Maria, nachdem sie den Weg ih-res Lebens erfiillt hatte, diese Welt yerlassen sollte, versammel-ten sich auf wundersame Weise in ihrem Haus in Jerusalem alle Apostel aus allen Himmelsrichtungen der Welt. Nachdem sie von ihrem bevorstehenden Heimgang erfahren hatten, wachten sie zusammen mit ihr“.

Uber der Szene der Entschlafung Mariens (Dormitio Virgi-nis) befindet sich die Szene der Aufnahme der Seele Mariens in den Himmel (Assumptio animae). Sie wurde nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in den Himmel auf-genommen.

Der Altar besitzt vier beidseitig bemalte Fliigel.

Jeder Fliigel ist horizontal in drei (Vorderseite) und in zwei (Riickseite) Felder geteilt. Der Altar kann in drei Versionen pra-sentiert werden, je nach der Zeit im Kirchenjahr.

Die erste (festliche) Version: die Vorderseite mit einem vergoldeten gestanzten Hintergrund und den Szenen: Maria Verkiindung, Geburt Christi, Anbetung der drei Konige, Jesu Opferung im Tempel, Wiederauferstehung und Himmelfahrt (7 Felder).

Die zweite Version, die Riickseite mit gemalten Passionsszenen vor einem goldenen Hintergrund: Gebet im Garten Getsemani, Festnahme Christi, Christus vor Pilatus, Geifielung Christi, Dornenkronung Christi, Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen, Kreuzigung Christi, Abnahme vom Kreuz (8 Felder).

Die dritte Version, am bescheidensten, bestimmt fur Werk-tage, mit gemalten Heiligengestalten in Paaren, der Hinter-grund ohne Vergoldungen (4 Felder): der hi. Liborius Bischof mit einer Mitra auf dem Kopf, mit Krummstab und Buch, auf dem Steine liegen (er sollte Nierensteinkranke heilen); der hi. Erasmus mit dem Darm auf einer Windę, Bischof und Mar-tyrer, Patron bei inneren Krankheiten; der hi. Sebastian mit Pfeilen im Kórper, Martyrer, Patron wahrend der Seuche; der hi. Rochus mit einer Wunde am Oberschenkel, Patron wahrend der Pest; der hi. Makarios, Bischof von Jerusalem im 4. Jh., empfang in Jerusalem Kaiserin Helena, die die Reliquien des heiligen Kreuzes fand; der hi. Jodok, Schutzpatron der Armen, Pilgern, Armen- und Krankenhauser; er lehnte irdische Ehren und die ihm zustehende Macht ab; der hi. Antonius, Mónch und Einsiedler wird mit einem Schwein dargestellt (eine Ankniipfung an die mittelalterliche Legendę, nach der jedes Dorf ein Schwein fur das Krankenhaus der Antonius-Monche schenkte); Schutzpatron der Hautkranken; der hi. Onuphri-us in einem Haarmantel, mit Krone auf dem Kopf und einer Hostie in der Hand (jeden Sonntag soli ihn ein Engel mit der Kommunion besucht haben); Ais Einsiedler lebte er 60 Jahre, Patron der Pilgerfahrer und Weber.

In der Predella befinden sich die Briiste der Heiligen; Hedwig von Schlesien, Schutzheilige Schlesiens, Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, die die Reliąuien des heiligen Kreuzes gefunden hat und Elisabeth.

An der Kapellenwand sind Leinengemalde aus dem Jahr 1697 zu sehen, die den Fursten Bolko II., den Stifter der Kirche, sowie die beiden Patronen der Kirche, den hi. Stanislaus und den hi. Wenzel darstellen.